* 1958 im Guruve District
† 1995 in Zimbabwe
Brighton Sango gehört zur sogenannten „zweiten Generation“ der zimbabwischen Bildhauer. Damit haben die Klassifikationen aber auch schon ein Ende, denn seine Stellung innerhalb dieser Gemeinschaft ist in jeder Beziehung außergewöhnlich. 1958 geboren, schloss sich Sango zunächst der Tengenenge Community an und ging beim Altmeister Bernard Matemera in die Lehre. Schnell jedoch fand er heraus, dass Matemeras „Neo-Afrikanismus“ und der bewusst traditionelle Lebensstil der Gruppe auf Tom Blomefields Farm nicht seinen Vorstellungen entsprach. Nach wenigen Monaten verließ er Tengenenge, um fortan in Raffingora, einem winzigen Dorf nahe Guruve, völlig allein und unabhängig seinen eigenen Stil herauszubilden. Das Ergebnis ist bemerkenswert. Ohne sich weiter um andere zimbabwische Bildhauer oder gar Strömungen innerhalb der westlichen Kunst zu kümmern, entwickelte Sango seine anfangs naturalistischen Darstellungen zu einer Art kubistischen Stil weiter, um schließlich zu gänzlich abstrakten Arbeiten zu gelangen. Eine Tatsache, die zum kunsthistorischen Philosophieren verleiten kann.
Die gleiche Entwicklung nahm schließlich die europäische Moderne zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Dass ein junger afrikanischer Künstler, dem die Namen Picasso und Kandinsky noch wenig sagten, in einem gottverlassenen Provinzkaff auf diese Art die „zimbabwische Moderne“ begründete, ist schon bemerkenswert. Von einer „zimbabwischen Moderne“ zu sprechen ist im Falle Brighton Sango sicher nicht übertrieben. Sowohl stilis-tisch als auch thematisch hat er sich von allen Bildhauern des Landes wohl am wei-testen von dem entfernt, was man noch als „Shona-Skulptur“ bezeichnen kann. So ist es nur folgerichtig, dass Sango selbst diese Bezeichnung für seine Arbeiten ablehnte. „Ich ziehe es vor, zur Kultur der Shona Distanz zu halten. Ich betrachte sie kritisch, sowohl in meinem Leben als auch in meiner Kunst.“ Vehement wehrt sich Sango dagegen, als afrikanischer Künstler auf dem begrenzten Themenkreis von Stammeskunst, traditionellen Mythen und dörflichen Leben festgelegt zu werden. Dies ist auch der Grund, warum Sango weiterhin in Raffingora wohnte. „Keine falsche Romantik“, erklärte er mit erfrischender Offenheit, „dies hat nichts damit zu tun, dass ich meinen Wurzeln näher sein will, ich will lediglich meinen Steinbrüchen näher sein.“
Kein Zweifel – Brighton Sango meinte es ernst mit der Bildhauerei. Und so hat er es denn auch geschafft, als „Bildhauer der zweiten Generation“ bereits früh einen Kreis von Schülern um sich zu sammeln, wie er sonst nur bei Großmeistern des Fachs wie Nicholas Mukomberanwa oder Henry Munyaradzi besteht. Trotz der unhandlichen Proportionen der Steine, war Sango imstande, Darstellungen ebener Flächen und wechselnder Richtungen mit der Leichtigkeit zu präsentieren, die üblicherweise nur bei modernen Stahl-skulpturen erreicht wird. Die Diskussionen werden anhalten, ob seine Arbeiten zeitgenössische afrikanische Kunst sind oder aber moderne Kunst, die nur zufällig in Afrika entstanden sind. Wie dem auch sei, fest steht, dass Sango in der zimbabwischen Bildhauerszene, einer der vielversprechendsten und interessantesten Künstler war. Internationale Ausstellungen in Australien, USA und Europa belegen das.
Sein tragischer Suizid war 1995 ein ungeheuerer Verlust für die Künstlergemeinschaft in Zimbabwe und auch für seine Sammler und Bewunderer in der ganzen Welt.